Text: Svetlana Reinwarth

Fotos: Svetlana Reinwarth und Larissa Polischuk

Veröffentlicht am 15.11.2022

Die Datscha ist in Russland viel mehr als einfach ein Landhaus

Die russische Datscha

Am Herbstende kommen nach Sankt-Petersburg die s.g. Datschniki zurück. Das sind Menschen, die eine eigene "Datscha" auf dem Lande haben- ein Haus mit dem Landstück, wo sie Pflanzen, Beeren, Gemüse, Obst oder Gewürze einpflanzen. Das Wort Datscha kommt vom russischen Verb "dawatj", " datj". Das bedeutet geben, schenken und dieses internationale Wort wird in vielen Sprachen unübersetzt benutzt. 


Die Datscha ist in Russland nicht nur ein Aufenthaltsort. Das ist eine lange und reiche Tradition. Erste Landhäuser- Datschen erschienen in Russland noch im 18.Jahrhundert, während der Zeit des Peter I. Der russische Zar hat seinen Untertanen Landstücke in der Nähe von St.Petersburg geschenkt. Er möchte, dass seine Adligen in der Sommerzeit nicht weit von ihm wegfuhren und schenkte ihnen Landhäuser in der Nähe der Sommeresidenzen: in Peterhof, Oranienbaum, Gatschina. Später, im 19.Jahrhundert entwickelte sich die Datscha-Tradition weiter. Dazu kamen auch andere Orte. In dieser Zeit wurde die Eisenbahn in Russland gebaut und der Weg zu anderen Orten wurde einfacher und leichter.  


Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatten Datschen vorwiegend adlige Menschen. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurden Datschen der Aristokratie vom Staat weggenommen. In den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts bekommt man Datschen auf Betrieben, in Werken und in den Fabriken. Es entstehen s.g. Datscha-Kooperative, wo die Mitarbeiter Landstücke mit der Fläche von 600 m2 bekommen konnten. Es entstand damals ein Wort " 6 sotok", was 600 Quadratmeter bedeutete. Auf dem Grundstück konnte man Häuser bauen und dort übernachten.

Heutzutage sind Datschen wieder bekannt und beliebt. Sehr viele Familien in Russland haben Landstücke mit Häusern, und die Redewendung " Wir fahren auf die Datscha" wird auf Schritt und Tritt gebraucht. Man kommt normalerweise Anfang des Frühlings hin und bleibt bis zum späten Herbst. Manche kommen nur am Wochenende, die anderen leben hier die ganze Zeit.


Unsere Autoren aus St.Petersburg, Larissa und Alexander, sind Datschniki mit sehr großer Erfahrung. Sie haben das Düsseldorfer Blatt zu Gast eingeladen und im Pressegespräch erzählt, wie sie die Zeit auf dem Lande verbringen. 


Larissa sagte : " Das Landstück habe ich vor 50 Jahren bekommen. Mein Vater war ein Veterän des 2. Weltkrieges und er konnte ein Landstück ohne eine Warteschlange erwerben. Zuerst kam ich mit meinen Eltern hin, danach- mit meiner eigenen Familie.

" Normalerweise fahren wir auf das Lande, die Russen sagen: " Na datschu" Anfang Mai und kommen Ende Oktober zurück. Die Datscha ist ein wichtiger Teil unseres Lebens und wir verbringen hier sehr viel Zeit. Wir gehen in den Wald und sammeln Pilze und Beeren, wir pflanzen auf unserem Grundstück Obst, Gemüse, Gewürze. Wir bereiten selbst eingelegte Sachen vor. Zu uns kommen öfters Gäste und sie können alles probieren. Das schmeckt wunderbar.

Es macht richtig Spass, Pilze zu sammeln

An unserem Gespräch nahm auch der Ehemann von Larissa, Alexander, teil.

" Larissa bereitet gerne Gerichte und eingelegte Obst und Gemüse vor, ich mag lieber in den Wald gehen, Pilze und Beeren suchen. Ich habe auch einen Angelschein und eine Jagdlizenz. Das macht richtig Spass früh morgens den Wald zu besuchen. Man muss das früh machen, sonst kommen die anderen Gribniki

( Pilzsammler) einem zuvor.

Früh morgens im Wald

Pilze aus dem Wald

Larissa: " Auf meiner Datscha pflanze ich Blumen ein: Tulpen, Gladiolen, Narzissen, und sie erfreuen uns den ganzen Sommer mit ihren schönen Bluten.

Im Herbst dieses Jahres besuchte die Redaktion des Düsseldorfer Blattes Sankt-Petersburg und war bei Larissa und Alexander zu Gast. Wir haben ihre selbstgemachten Produkte und Gerichte probiert, diese waren super lecker. Im nächsten Jahr haben sie uns auf die Datscha eingeladen. Und wir nehmen diese Einladung sehr gerne an.