Der Stint - eine leckere kulinarische Tradition aus Sankt Petersburg

Text: Svetlana Reinwarth

Fotos: S.Reinwarth, L.Polischuk, K.Teplow. I.Moreva 

Veröffentlciht am 26.04.2022


Ende April spürt man auf den Straßen von St.Petersburg einen unverwechselbaren Geruch von frischen Gurken.  So riechen  Stintfische, die genauso wie Zugbrücken, die Weißen Nächte oder die Ermitage schon längst zum Symbol der Stadt geworden sind.    

Unsere Leser haben im Düsseldorfer Blatt schon öfters über Sankt-Petersburg gelesen. Die 1703 vom Peter dem Großen gegründete Stadt liegt im Nord-Westen Russlands und ist durch seine Denkmäler, Paläste, Museen und Parks auf der ganzen Welt bekannt. Hier befindet sich unsere russische Redaktion und Kollegen stellen uns öfters interessante Reportagen über die Stadt an der Newa zur Verfügung.


Diesmal haben wir sie in Russland besucht. Das war nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine kulinarische Reise. Die Frühlingszeit ist hier immer sehr schön: die Stadt  erwacht nach dem langen Winter, befreit sich vom Schnee und empfängt den Frühling. 

Die Goldene Kuppel von der Isaakskathedrale in Sankt-Peterburg

Mit dem Frühlingsanfang ist auch eine langjährige, typisch St.Petersburger Tradition verbunden - Stintfische zu fangen und direkt draußen auf großen Holzpaletten zu verkaufen. Die Hausfrauen braten gerne Stinte, trocknen oder marinieren sie in der Soße. 


Darüber haben wir in Russland mit unseren kulinarischen Experten Larissa und Alexander geredet. Alexander ist selbst ein erfahrener und leidenschaftlicher Angler. 

Unsere Redaktion in St.Petersburg: V.l.n.r. Alexander, Inna und Larissa

" Warum sind Stinte in St.Petersburg so beliebt? ",- haben wir Alexander gefragt.


" Kein anderer Fisch steht uns so nah, wie der Stint. Ich bin Angler mit großer Erfahrung und habe mehrmals Stinte geangelt. Stint ist ein kleiner silberner Fisch, der zur Familie der Stintartigen ( Osmeriformes) gehört. Bei uns im Nord-Westen Russlands wird er z.B. im Ladoga-See, in der Newa und im Finnischen Meerbusen gefangen. Am besten sind Fische aus dem Ladoga-See, die in der Zeit vom Februar bis Mitte April zum Ablaichen kommen. Man fängt sie dann mit Netzen und Angeln und verkauft sie direkt auf der Straße. Zum Sommer hin endet die Stint-Saison. Stintfiische sind nicht nur sehr lecker, sie sind gesund und reich an Phosphor und Calzium. 

Stintfische bei Straßenhändlern

" Frisch gefangene Fische werden sehr gerne von Hausfrauen zubereitet. Sie  schmecken sehr gut und enthalten viele Nährstoffe.",- schliesst sich unserem Gespräch Larissa an. " Ich verrate unseren Leserinnen und Lesern mein Lieblingsrezept : " Stintfische auf St.Petersburger Art ". Dazu nimmt man 20-30 Stinte, Butterschmalz oder Öl, Paniermehl, Salz und Pfeffer. Das Fett erhitz man in der großen Pfanne, Stintfische werden gewaschen und in Mehl getunkt. Danach Salz und Pfeffer darüber streuen und in der Pfanne im heißen Öl braten, bis sie goldgelb sind. Wenn die Fische fertig sind, mit Kwas, einem typisch russischen Getränk, genießen. Wir wünschen Euch Guten Appetit!". 

Gebratene Stinte 

Die Stintfische, auf Russisch Korjuschka genannt, sind in Sankt Petersburg so beliebt, dass jedes Jahr Anfang Mai in der Newa-Stadt " Das Korjuschka- Festival " organisiert wird. In diesem Jahr findet das Festival am 14-15 Mai  Nowaja Ladoga statt und das Motto lautet:" Korjuschka ist wieder da!. "


Diesmal ist es dem 350- jährigen Geburtstag vom Peter dem Großen, dem Gründer von St.Petersburg,  gewidmet. Er mochte selbst sehr Stinte und nannte sie " Zarenfisch". Unsere Redaktion wird live vor Ort sein und erzählt unseren Lesern über diese spannende und vor allem " leckere" Veranstaltung. Bleiben Sie auf dem Laufenden. 


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