Text: Svetlana Reinwarth

Fotos: Svetlana Reinwarth

Veröffentlicht am 27.06.2022

" Ungeachtet der Umstände" - unser Interview mit der Schauspielerin des Rigaer Russischen Tschechow-Theaters Veronika Plotnikova

Unser erstes Treffen mit dem Rigaer Russischen Tschechow-Theater

(weiter abgekürzt: RRT) fand im Februar 2022 während der Reise unserer Redaktion nach Riga statt. Wir sind nicht nur gemütlich und entspannt durch die kleinen romantischen Gassen der Rigaer Altstadt spazierengegangen, sondern haben auch das Kulturleben der lettischen Hauptstadt kennengelernt. Lesen Sie unseren Artikel: " Riga im Winter. Ein Wochenende in der lettischen Hauptstadt" 

Die Rigaer Jauniela-Straße 

Das RRT hat uns als Pressevertreter zu einem Theaterstück des bekannten spanischen Schriftstellers und Dolmetschers Jordi Galceran

"Cancun" eingeladen. Draußen war es kalt und verschneit und auf der Theaterbühne verlief die Handlung im mexikanischen Lieblingskurort Cancun. Zwei befreundete Ehepaare verbringen hier ihren Urlaub und es steht zuerst einer ruhigen und entspannten Freizeit nichts im Wege. Leider sind menschliche Beziehungen manchmal so verwirrt und die Charaktere der Personen so eigenartig, sodass aus dem ruhigen Urlaub "nichts Gutes" sein wird. Die Zuschauer erwartet ein feuriges Spiel der Gefühle, Nervenausbrüche, psychologische Diskussionen und sogar ein Rollentausch. " Was wäre, wenn..." war die Hauptfrage des spannenden Theaterstücks. 

RRT, Theaterstück " Cancun"

Schauspieler im Theaterstück "Cancun" , v.r.n.l. Veronika Plotnikowa, Olga Nikulina, Anatolij Fetschin, Rodion Kuzmin

Eine der Hauptrollen, Reme, hat die bekannte Schauspielerin des RRT Veronika Plotnikowa gespielt. 


Chefredakteurin des " Düsseldorfer Blattes" , Svetlana Reinwarth, hat sich mit der Schauspielerin Veronika Plotnikowa in der gemütlichen Theaterlounge des RRT getroffen und ihr ein paar Fragen gestellt. 

Schauspielerin des RRT Veronika Plotnikowa

"Düsseldorfer Blatt" : " Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns ein paar Fragen zu beantworten."

Veronika Plotnikowa : " Ihnen auch besten Dank für die Einladung zu diesem Gerspräch. Ich weiß, dass das " Düsseldorfer Blatt" in Deutschland erscheint, und möchte ein Paar Worte dazu sagen. Ich habe zu Deutschland ganz besondere Beziehung. Das ist vielleicht damit verbunden, dass meine Mutter und mein Opa beide Deutsche sind. Die Familie meines Opas wurde repressiert und in den Russischen Norden verbannt. Ich bin auch im Norden, in Kemerowo geboren. Als 3-jähriges Kind wurde ich nach Riga gebracht und seitdem ist mein Leben mit der schönen lettischen Hauptstadt verbunden."  

Riga. Auf dem Ufer von Daugawa

" Düsseldorfer Blatt ":  " Sagen Sie uns bitte, wie kamen Sie auf Idee, Schauspielerin zu werden? Gab es irgendwas, was auf Ihre Entscheidung einen Einfluß ausgeübt hat?"    

Veronika Plotnikowa : " Als ich noch in der Schule war, besuchte ich ein Theaterstudio, was mir großen Spaß machte. Danach habe ich die Rigaer Akademie der Künste absolviert ( Studiengang unter der Leitung des Regisseurs Semen Michailowitsch Lossew). Nach der Beendigung der Akademie wurde ich in das RRT aufgenommen und bleibe schon seit einem Viertel Jahrhundert diesem Theater treu. " 

Riga. Das RRT

" Düsseldorfer Blatt": " Sie haben schon in vielen Theaterstücken im RRT gespielt, haben Sie Lieblingsrollen, mit welchen Regisseuren haben Sie am liebsten zusammengearbeitet? "   

Veronika Plotnikowa: " Ich habe viele Lieblingsrollen. Momentan spiele ich ganz gerne im " Cancun" die Rolle von Reme. Was andere Rollen anbelangt, ist das die Schwester Kerry im Stück " Kerry", Sängerin im Stück " Édith Piaf " des Regisseurs Roman Viktjuk sowie Hanuma im gleichnamigen Stück " Hanuma"  der Regisseurin Alla Sigalowa. Für Schauspieler spielt der Regisseur eine ganz besondere Rolle. Er hilft, unterstützt, führt, eröffnet beim Schauspieler neue Seiten seiner  Begabung. Ich habe mit verschiedenen Regisseuren gearbeitet, darunter ist mein Lehrer Semen Lossew, sowie Roman Viktjuk, Alla Sigalowa, heute ist das unser  Chefregisseur von RRT Sergei Golomasow. 

" Düsseldorfer Blatt ": " Veronika, Sie sind nicht nur Schauspielerin, sie singen auch sehr schön. Das unterscheidet auch ihr Theater von anderen, dass es hier so viele singende Schauspieler gibt. Mit Ihrem Theater arbeitet schon seit 60 Jahren der bekannte russische Komponist und Autor von zahlreichen Schlagern der 80er und 90er Jahre Maestro Raimond Pauls. Sind Sie Schauspielerin oder eher Sängerin?"

Veronika Plotnikowa: " Natürlich bin ich Schauspielerin. Eine singende Schauspielerin. Als Sängerin würde ich mich nicht bezeichnen. Das ist etwas ganz Anderes. Dafür braucht man eine eigene Stimme. Ich dagegen singe mit fremden Stimmen, mit Stimmen der Gestalten, die ich auf der Bühne spiele. Die Musik hat in meinem Leben eine ganz große Bedeutung. Ich bin glücklich und stolz, dass Maestro Raimond Pauls mit mir zusammengearbeitet hat. ER ist ein Genie und ein hervorragender Musiker. Momentan ist Maestro 85 J.a. und er arbeitet immernoch. Seine Musik passt sehr gut zum Theater, damit kann man spielen und improvisieren."  

" Düsseldorfer Blatt " : " Erzählen Sie uns ein bisschen über Ihr letztes literarisch-musikalisches Stück" Ungeachtet der Umstände". Es ist ganz neu, es wurde erst vor einem Jahr uraufgeführt. Man nennt es Kind der Pandemie, weil es mitten in dieser Zeit enstanden ist. Deswegen auch der Name " Ungeachtet der Umstände", der sehr zutreffend unsere heutige Zeit charakterisiert." 

Das Theaterstück " Ungeachtet  der Umstände" 

Veronika Plotnikowa : " Ja, gerne. Dieses Theaterstück ist wirklich mitten in der Pandemie geboren. Es entstand dank der Zusammenarbeit mit Musikern unseres Theaters. Sie sind hochprofessionelle Fachleute und es hat richtig Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Den Namen für das Theaterstück hat unsere Direktorin Dana Bjork gefunden. Sie hat sich eine Generalprobe angeschaut und gesagt: " Ich habe den zutreffenden  Namen für unser Stück: " Ungeachtet der Umstände...". Das ist mein Solo-Auftritt. Das ist ein kleiner musikalisch-literarischer AUFSTAND gegen die Pandemie und das heutige Leben. Ich trage Gedichte vor und singe Lieder von meinen Lieblingsautoren Raimond Pauls, Mikael Tariwerdiew, Maksim Dunaewski und vielen anderen. 

Das Theaterstück " Ungeachtet  der Umstände" 

" Düsseldorfer Blatt ": "  Wir freuen uns sehr, dass die Pandemiezeit langsam zu Ende geht. Das Theater fängt an, wieder zu arbeiten und seine Zuschauer zu begeistern. Ist es Ihnen bekannt, dass Sie sehr beliebt bei Zuschauern in Riga sind? Wir haben schon öfters mit Theaterliebhabern geredet, sie sind begeistert von Theaterstücken des RRTs. Sie spielen auf Russisch und haben nicht nur russisches, sondern auch lettisches Publikum?" 

Veronika Plotnikowa : " Ja, unser Theater vereinigt in diesen schweren Zeiten Völker. Darin besteht, meiner Meinung nach, die Aufgabe des Theaters- zu reden, nachdenklich zu machen, Dialog zu führen. Ich freue mich als Schauspielerin über alles, wider auf der Bühne zu stehen und meinen Zuschauser treu zu sein. 

Zuschauer im RRT

" Düsseldorfer Blatt ": " In welchen Rollen kann man Sie in der neuen Saison ansehen?" 

Veronika Plotnikowa : " Ich spiele Reme im " Cancun", das ist eine von meinen Lieblingsrollen. Ich nehme auch an 2 Musikstücken " Ungeachtet der Umstände" und " Raimond Pauls auf der Bühne des Rigaer Russischen Theaters" teil, da singe ich auch. Im " Der Graf von Monte Christo" spiele ich Mercedes. Und noch ein Paar Rollen, die die Zuschauer im Spielplan ansehen können. 

" Düsseldorfer Blatt ": " Veronika, was machen Sie besonders gerne in der Freizeit?" 

Veronika Plotnikowa: " Am liebsten bin ich mit meinen Kindern. Ich bin die Mutter von 2 Söhnen. der eine ist 15 J.a., der andere ist 5 J.a. Mit ihnen verbringe ich meine Freizeit. Wir reden miteinander, spielen, diskutieren. Ich lese sehr gerne und mache viel handwerklich. Ich nähe, stricke, ich stelle selbst Möbelstücke her. Und das macht mir richtig Spaß".  


"Düsseldorfer Blatt" : " Wollen Ihre Kinder eventuell auch Schauspieler werden?" 

Veronika Plotnikowa : " Nein. Sie haben andere Interessen" 


"Düsseldorfer Blatt" :  " Wir haben eine Tradition, jeder Gast bekommt von unserer Redaktion ein kleines Geschenk. Ihnen wollten wir diese Schachtel  belgischer Pralinen schenken. Lass es Ihnen schmecken."

Veronika Plotnikowa: " Danke schön. Ich esse so gerne Schokolade. Ihren Lesern wünsche ich alles Gute und ich freue mich alle in unserem Theater immer begrüßen zu dürfen" 


"Düsseldorfer Blatt": " Wir bedanken uns bei Ihnen für das Gespräch und freuen uns auch auf neue Treffen"