Die russische orthodoxe Kirche der Heiligen Elisabeth auf dem Neroberg in Wiesbaden

Am 17.09.2020 fand im hessischen Wiesbaden eine Gedenkfeier zum 100. Todestag vom  Juwelier des russischen Zarenhofs Peter Carl Fabergé statt

Am 17. September 2020 lud  der hessisch-russische interkulturelle Austausch " HERUS " Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Religion sowie Vertreter der Medien zu einer Gedenkfeier ein.

Sie wurde dem 100. Todestag des berühmten russischen Goldschmiedes und Juweliers des Zarenhofs Peter Carl Fabergé gewidmet. Auf der ganzen Welt ist er als Hersteller der wunderschönen Schmuckstücke bekannt, besonders der Fabergé -Eier. Nach der Oktoberrevolution gelang es ihm Sowjetrussland zu verlassen und nach Europa zu fliehen. Er lebte in Deutschland und in der Schweiz, wo er am 24.September 1920 starb. 


1,5 Jahre verbrachte  Fabergé  im hessischen Wiesbaden, leider sind darüber zu wenig Informationen geblieben. Der Kunsthistoriker und Erforscher des Fabergé Lebens, Horst Becker, erzählte den Gästen in Wiesbaden interessante Tatsachen aus dem Leben des Großen Zarenjuweliers:  " Seine Ankunft in Wiesbaden war damals keine Schlagzeile wert. Nur ein Eintrag in der Fremdenliste des Wiesbadener Badeblattes Ende Mai 1920 und zwei überlieferten Fotos bewiesen die Anwesenheit von Fabergé in Wiesbaden. Hier lebte er völlig zurückgezogen im Exil, schwer erkrankt von Strapazen des 1. Weltkrieges, der Revolution und der dramatischen Flucht. " 

Carl Fabergé verbrachte eineinhalb Jahre in Wiesbaden in Begleitung seines Freundes und Helfers Oswald Gülich 

Der Rollstuhl von Carl Fabergé als Museumsgegenstand 

Im 19. und 20. Jahrhundert war Wiesbaden einer der beliebtesten Kurorte der prominenten Russen. Schriftsteller, Turgenew und Gogol, Poet Schukowskij und Komponist Alexander Borodin waren hier zu Besuch. Fjodor Dostojewskij, der selbst ein leidenschaftlicher Spieler war, hat dem schönen Wiesbaden seinen Roman " Der Spieler" gewidmet. Im 20. Jahrhundert besuchte der Literatur-Nobelpreisträger Iwan Bunin Wiesbaden. Der Autor berühmter Romane, darunter

" Lolita", Wladimir Nabokow war hier mehrmals als Kind mit seiner Mutter. 

Blick auf Wiesbaden vom Neroberg

Bis jetzt bleibt die hessische Hauptstadt Wiesbaden das Zentrum des russischen Lebens. Daran erinnert auch die wunderschöne Russisch-Orthodoxe Elisabeth Kirche. Sie wurde 1855 von Herzog Adolf von Nassau zu Ehren seiner im Alter von 19 Jahren  verstorbenen Gemahlin, der russischen Prinzessin Jelisaweta Michailowna, gebaut. In der Nähe der Kirche befindet sich einer der ältesten in Westeuropa russischen orthodoxen Friedhöfe, wo 800 Menschen beerdigt worden sind.

Angefangen hat die Fabergé - Gedenkfeier in Wiesbaden mit dem Bittgottesdienst, der Seine Eminenz Erzbischof Mark aus München, Metropolit der russischen orthodoxen Kirche für Berlin und Deutschland durchgeführt hat. Danach besuchten Gäste das Grab  des Freundes und Begleiters von Fabergé Oswald Gülich auf dem russischen Friedhof in Wiesbaden. Beendet wurde der Abend mit den interessanten Vorträgen, die dem Leben von Fabergé, seinen letzten Jahren in Wiesbaden und heutigen Beziehungen zwischen Hessen und Russland gewidmet worden waren. 

Seine Eminenz Erzbischof Mark aus München. Metropolit der Russisch-Orthodoxen Kirche für Berlin und Deutschland 

Bittgottesdienst in der Russischen orth. Kirche der Heiligen Elisabeth in Wiesbaden 

Gäste der Gedenkfeier haben den russischen orthodoxen Friedhof besucht.

1. Reihe v.l.n.r Seine Eminenz Erzbischof Mark, Dr.  Alexander de Faria, Kunsthistoriker Horst Becker

An der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung in Wiesbaden nahm unter anderen der hessisch-russische interkulturelle Austausch

" HERUS" teil. Er wurde in Wiesbaden 2001 gegründet und hat zu seinem Ziel, russische Geschichte, Traditionen und Kultur in Deutschland zu präsentieren. Seine Gründer und Vorstandsmitglieder Alexander de Faria und Clotilde von Rintelen haben selbst adlige russische Vorfahren und sprechend fließend Russisch. Zur guten Tradition sind in Wiesbaden die von HERUS organisierten " Russlands-Salons" geworden, die monatlich stattfinden und zu denen unsere Redaktion eingeladen worden ist. Wir werden auf jeden Fall die Einladung annehmen und besuchen wieder das gastfreundliche Wiesbaden.


Gruppenbild der Teilnehmer des Bittgottesdienstes in der Russischen orth. Kirche der Heiligen Elisabeth in Wiesbaden

Text: Svetlana Reinwarth

Fotos: Svetlana Reinwarth

Veröffentlicht am 10.10.2020