Thomas Geisel
" Ich bin es gewohnt, für alles Verantwortung zu übernehmen..."
In unserer Rubrik " Interview", die die Leser vom " Düsseldorfer Blatt" schon bestimmt kennen, ist heute ein besonderer Gast. Der OB a.D. von Düsseldorf, Herr Thomas Geisel, hat zugesagt, sich mit unserer Redaktion zu treffen und ein paar Fragen zu beantworten.
Wir haben über Düsseldorf und den Karneval gesprochen, über das Buch des Politikers, das vor kurzem veröffentlicht worden ist, über Freizeit und Hobbys und über seine heutige Arbeit als Anwalt. Herr Geisel war sehr offen, gesellig und interessiert. Er hat über seine Tätigkeit als OB erzählt, über Tiefen und Höhen, über schwere Situationen und Lösungen, die er gefunden hat. Auf die Frage der Redaktion, ob man eventuell wieder als OB kandidieren möchte, war die Antwort eher negativ. Der Düsseldorfer SPD-Politiker, Thomas Geisel macht den Eindruck eines Menschen, der gewohnt ist, für alles Verantwortung zu übernehmen: sei es politische Kariere, Arbeit oder Familie.
" Düsseldorfer Blatt" : " Lieber Herr Geisel, wir möchten uns bei Ihnen bedanken, dass Sie Zeit für uns gefunden haben. Heute ist ein symbolischer Tag für Düsseldorf, am 11.11 fängt der Karneval an. Was bedeutet der Karneval für Sie persönlich? Nehmen Sie gerne an feierlichen Veranstaltungen teil? "
Thomas Geisel: " Ich bin kein geborener Rheinländer, also kein geborener Karnevalist. Ich bin in Baden-Württemberg, in Ellwangen geboren.Da sind die karnevalistischen Traditionen nicht so stark, wie am Rhein. Der Karneval spielte aber eine ganz große Rolle in meiner politischen Karierre. Mit dem Karneval sind zwei Ereignisse verbunden, die mir sehr geholfen haben. Das erste war bei einem Jahresempfang der Düsseldorfer Radschläger. Da hab ich ein Rad geschlagen, und das hat direkt Schlagzeilen gemacht. 2014 kannten mich vielleicht 3 Prozent in Düsseldorf. Ich bin zu einer Karnevalsitzung zusammen mit meiner Frau gekommen. Ich war als Charlie Chaplin angezogen, meine Frau - als Marlene Dietrich aus dem Film " Der blaue Engel". Die Presse machte sogar eine Befragung " Darf die Frau eines OB-Kandidaten so sexy zum Karneval kommen?". Wir sind sehr populär geworden und der Karneval hatte große Bedeutung im Wahlkampf. ". Wir haben dem Karneval viel zu verdanken. Wenn es die Situation erlaubt, gehen wir nächstes Jahr zu Karnevalsitzungen.
" Düsseldorfer Blatt " : " In Ihrem neuen Buch " Grenzgänger. 6 Jahre für die Politik" haben Sie darauf hingewiesen, dass der Tag des OB immer ausgebucht ist. Es bleibt keine Zeit für Familie, Kinder, Freizeit, privates Leben. Wie sieht es momentan aus? Verbringen Sie jetzt mehr Zeit zusammen?"
Thomas und Vera Geisel
Thomas Geisel: Ja, das war in der Tat so. Wenn man wirklich die ganze Stadt repräsentieren will, ist dein Tagesplan voll mit Terminen. Es bleibt keine Zeit für was anderes übrig. Wenn ich nicht im Urlaub war, gab es keinen freien Tag. Ich habe vieles gemeinsam mit meiner Frau gemacht, sonst hätten wir uns gar nicht mehr gesehen. Das wollten wir natürlich nicht.
Mein Tag fing um 4.30 Uhr an und endete nach Mitternacht. Anstrengend war das schon. Momentan sieht es natürlich anders aus. Ich habe mehr Zeit für die Familie, für meine 4 Töchter. Ich kann ausschlafen, der Tag ist nicht ganz so dicht. Ich bin als Anwalt sehr gut beschäftigt, aber ich nehme mir Zeit, auch Sport zu treiben. Ich laufe sehr gerne. Vor kurzem war ich, zum Beispiel, in Venedig als Marathonläufer. In meinem Leben spielt Musik eine große Rolle, ich selbst spiele Querflöte. Zudem habe ich wie Sie schon wissen, vor kurzem ein Buch veröffentlicht."
" Düsseldorfer Blatt " : " Warum haben sie sich entschieden, das Buch zu schreiben? Hatten Sie schon literarische Erfahrung? Erscheint das Buch nur auf Deutsch oder wird das auch in andere Sprachen übersetzt, vielleicht auch auf Russisch?"
Thomas Geisel: Das stimmt. Vor kurzem habe ich mein neues Buch präsentiert, es heißt : " Grenzgänger. 6 Jahre Leben für die Politik." Das Vorwort dafür hat ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg und mein guter Freund Günther H. Oettinger geschrieben. Das Buch entstand als eine Überlegung : " Man hat so viel in den 6 Jahren gemacht. Bevor es vergessen wird, sollte man es aufschreiben. So habe ich meine Gedanken aufgeschrieben, das war die Bilanz meiner Tätigkeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich Ihre Leser Zeit nehmen, um mein Buch zu lesen. Was die Übersetzung auf andere Sprachen anbelangt, ich bin der Meinung, die russischsprechenden Leute in Düsseldorf können so gut Deutsch, dass sie alles im Original lesen können. .
Thomas Geisel
" Düsseldorfer Blatt ": " Herr Geisel, Sie sind aber auch ein Polyglott und können mehrere Fremdsprachen. Sprechen Sie auch Russisch? Waren Sie schon mal in Russland ?
Thomas Geisel: " Ich kann ein bisschen Russisch. In Russland war ich schon mehrmals: in Moskau und in Sankt-Petersburg. Als ich Oberbürgermeister war, kam ich jährlich nach Moskau. Die russische Hauptstadt und Düsseldorf sind seit 1992 Partnerstädte. In Düsseldorf finden regelmäßig die Moskauer Tage statt. Nach Moskau dagegen kommen die Gäste vom Rhein zu den Düsseldorfern Tagen.
" Düsseldorfer Blatt ": " Herr Geisel, als Sie Oberbürgermeister waren, hatten Sie eine ganz tolle Idee, OB-Dialoge mit Bürgern von Düsseldorf durchzuführen. So konnte man ständig auf dem Laufenden bleiben, mit Menschen in Kontakt kommen und aus erster Hand erfahren, was den Menschen am Herzen liegt.
Thomas Geisel: " Ich war ein volkstümlicher Oberbürgermeister, der sich nicht im Rathaus verschanzt. Einerseits repräsentierte ich die vielfältige Stadtbevölkerung, anderseits musste ich auch aufnehmen, was für Impulse von den Menschen kommen. Und da war der OB-Dialog ein Format, wo man sieht, was die Leute wirklich umtreibt."
" Düsseldorfer Blatt ": " Gab es in Ihrer Amtsperiode besonders schwere Zeiten? Selbstverständlich ist das die Corona-Pandemie, die ganze Welt völlig verändert hat. Aber gab es vielleicht irgendwas noch?"
Thomas Geisel: " Schockierend war der Absturz der Germanwings-Maschine am 24.März 2015. Da sind 150 Menschen ums Leben gekommen, viele aus NRW, darunter eine Schulklasse aus dem Gymnasium in Haltern am See.
" Düsseldorfer Blatt ": " Einer von unseren Lesern hat für Sie eine ganz außergewöhnliche Frage geschickt. Er wollte wissen, ob es für Sie interessant wäre, als Weltraumtourist in den Weltall zu fliegen. In Russland sind vor kurzem 2 Touristen - Schauspielerin Julia Peresild und Regisseur Klim Schipenko geflogen.
Thomas Geisel: " Nein. Das ist nicht mein Fall. Es gibt noch so viele Orte auf der Welt, die mich mehr faszienieren, als in der Rakete zu sitzen. Dann lieber den Elbrus besteigen.
Thomas Geisel
" Düsseldorfer Blatt ": " Stellen Sie sich vor, in 4 Jahren wieder als OB zu kandidieren?"
Thomas Geisel: " Ich würde sagen: " Eher nicht. Alles hat seine Zeit. Die Wiederaufnahme ist nicht so gut wie die Premiere. Ich habe 6 tolle Jahre als OB gearbeitet. Das war anstrengend, hat aber sehr großen Spass gemacht."
" Düsseldorfer Blatt ": " Besten Dank, Herr Geisel für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie Gesundheit und viele weitere Erfolge."
Thomas Geisel: " Den Lesern des Düsseldorfer Blattes auch alles Gute. "
Text: Svetlana Reinwarth
Fotos: Svetlana Reinwarth
Veröffentlicht am: 21.11.2021
Das Buch von Thomas Geisel " Grenzgänger. 6 Jahre in der Politik" kann man unter der ISBN-Nummer 978-3-7700-2345-5 bestellen. Es kostet 22 Euro.