Reisen in der Corona - Zeit.

Unsere italienischen Ferien in Venedig und auf der Insel LIDO

Für unsere Redaktion spielt Venedig, eine wunderschöne Stadt der italienischen Adria, eine ganz große Rolle und gehört zu den Lieblingsreisezielen. Mindestens einmal im Jahr sind wir da. Unsere letzte Reise fand Mitte Juli 2020 statt und wurde zu einem besonderen Erlebnis. Anfang März wurde die Stadt wegen Corona gesperrt, 4 Monate dauerte die Quarantäne. Jetzt, kurz nach der Öffnung der Grenzen und der Beendigung der Quarantäne kommen langsam wieder Touristen nach Venedig.


Wer einmal hierher kommmt, bleibt für immer in die Stadt verliebt. Egal, was für eine Jahreszeit wir haben, man genießt und bewundert Venedig: seine  Gassen und Brücken, Kanäle und die kleine, im Wasser stehende Häuser. Als Reiseziel war Venedig immer  begehrt, fast 30 Millionen Touristen aus der ganzen Welt kamen jährlich in die Lagunenstadt.


Es war einmal. Im Nu hat sich alles geändert Jetzt steht eines der beliebtesten und meistbesuchten Touristenziele fast leer. Nur wenige Gäste wagen in der Corona-Zeit  Reisen zu unternehmen. Aber da gibt es einen Vorteil: jetzt hat man Venedig für sich alleine. Die Stadt ist ruhiger, ausgelassener und sauberer geworden. Das Wasser in den Kanälen ist hell, fast durchsichtig, es kamen wieder Fische, Krebse und Feuerquallen in die Lagune. Die Natur scheint sich zu erholen und diese Pause hätte sie längst gebraucht. 

Die Grenzen sind offen, die Quarantäne in Venedig ist seit dem 15.Juli zu Ende. Italien gehört zu den Ländern, die vom Corona - Virus besonders stark betroffen sind. 35 000 Menschen sind hier während der Pandemie gestorben. Jetzt gelten hier strenge Sanitärregeln: Masken, 1,5 Meter Abstand und Handdesinfektion sind fest im Alltagsleben verankert.


Das Ziel unserer Reise nach Venedig war Menschen zu treffen, die im Tourismus tätig sind. In Begleitung der Reiseführerin und Dolmetscherin  Julia machten wir uns auf den Weg in den Bezirk Dorsoduro, einen von 6 venezianischen Bezirken, wo es viele Bars, Restaurants, kleine Geschenkläden und Modegeschäfte gibt. Wir wollten mit Menschen reden, um zu erfahren, wie es ihnen jetzt nach dem Lockdown geht. Wie sie versuchen, die Krise zu überwinden und fast insolvente Läden wiederzubeleben.  


Venedig ist eine Meeresstadt und lebt im " nassen" Element, es ist absolut autofrei. Man entdeckt die Stadt am besten zu Fuß oder auf dem Wasserweg. Fast jede venezianische Familie hat Holz- und Motorboote, Jachten und Schiffe.Für Touristen stehen Wassertaxen und Waporetto zur Verfügung. Es gehörte schon immer zur Hauptattraktion eine Gondelfahrt zu unternehmen, obwohl es kein billiges Vergnügen ist. Für 45 Minuten bezahlte man 80 Euro tagsüber und 100 Euro nachts.


Während des Lockdowns und der Quarantäne waren Gondelfahrten untersagt und Gondelfahrer, Kapitäne der venezianischen Kanäle blieben ohne Arbeit. 

" Es fehlen uns Kunden",- sagte im kurzen Gespräch einer von ihnen. " Langsam kommen wieder Touristen aus Deutschland, Frankreich und Österreich. Viele Italiener sind in diesem Jahr unterwegs. Wir müssen Rabatte anbieten, um Gäste wieder anzulocken. .  

Nicht weit vom bekannten Museum, der Gallerie dell'Accademia in Venedig, gibt es " Bar Canton", eine beliebte Gaststätte bei Touristen und Einheimischen. .


Ihre Inhaberin Caterina Chilla arbeitet hier mit dem Ehemann und dem Sohn Antonnio zusammen. Das Haus ist bekannt durch seine erfrischenden italienischen Weine und typisch venezianische Vorspeisen, Chiketti, kleine belegte Brote mit verschiedenen Füllungen. " Wir haben jetzt sehr schwere Zeiten.", hat sie uns während der Pause bei einem Glas Wein erzählt. " Venedig hat am meisten Pech. Viele Städte haben auch andere Wirtschaftsgebiete, wir dagegen leben nur vom Tourismus. Im März, als alles zu war, hatte man Angst nicht nur wegen des Viruses, sondern auch wegen der Sorgen um unser Geschäft. Gott sei Dank, wir haben eine gute Lage, nicht weit vom Zentrum. Es kommen nicht nur Touristen, sondern auch Venezianer zu uns. Ich bin sicher, es wird immer besser und wir schaffen das. Italiener sind fleißige Menschen und wenn es nötig ist, machen sie sich mit voller Kraft an die Arbeit. " 


Caterina Chilla und Antonio

BAR CANTON, CAMPO SAN BARNABA 2842/A, VENEZIA



Rosa Cipria, Abbigliomento Donna, Fondamenta Gherardini, Dorsoduro 2835/A, VENEZIA

" Obwohl meine Kundinnen vorwiegend Venezianerinnen sind, leidet mein Geschäft auch. ", - hat uns die  Leiterin des Modegeschäftes         "Rosa Cipria", Signora Paola erzählt. Alles hat im November mit der Überflutung angefangen. Es war diesmal eine sehr hohe aqua alta. Es wurde viel beschädigt. Dazu kamen im März Pandemie und Quarantäne und mein Geschäft wurde zugemacht. Als private Unternehmer haben  wir  vom Staat Hilfe bekommen, aber das kann nicht unsere Kosten decken. Wir haben große Verlußte.

Trotz der Schwierigkeiten bleiben wir optimistisch. Das ist in unserer Natur. Ich würde Italien mit dem Phönix vergleichen, der sich verbrennt, aber aus seiner Asche wieder neu ersteht."

Während des Spaziergangs in Dorsudoro haben wir einen Maskenhersteller Alissandro Fattori in seiner Werkstatt " Macia de Color" " Farbentropfen" kennengelernt. Er beschäftigt sich schon lange mit der Herstellung der venezianischen Masken und macht das richtig virtuos. " Die Kunst der italienischen Masken entstand im 15. Jahrh undert und hat lange Traditionen. Leider sind in Venedig nicht so viele Spezialisten geblieben, die das mit Einhaltung von allen Regeln und Standarten machen. Ich mache alles per Hand, bestelle beste Stoffe, male Motive, die mit Venedig verbunden sind. Leider kaufen manchmal die Touristen die ganz billigen chinesischen nachgemachten Verfälschungen. Das macht mich sehr traurig. " Als nettes Geschenk haben wir von Maestro Fattori eine kleine hübsche Maske bekommen. 


Wir haben Herrn Fattori erzählt, dass unsere Zeitung zweisprachig ist und viele Leser in Russland hat. Venedig und St.Petersburg sind schon lange Partnerstädte, in Venedig gibt es Filiale der Staatlichen Ermitage und auf der Bienale beteiligen sich öfters Künstler aus Russland. 

MACIA DE COLOR, Alissandro Fattori, Dorsoduro 1007/A, Venezia

Sankt- Petersburg nennt man Venedig des Nordens. Als  die Stadt 1703 in Russland entstand, nahm der russische Zar Peter der Große Venedig als Vorbild. Am Stadtbau haben sich viele italienischen Baumeister beteiligt. Die beiden Städte haben enge kulturelle und historische Beziehungen. 

Fazit der Redaktion:


Unsere Reise nach Venedig hat uns noch einmal gezeiigt, wie optimistisch und lebensfroh Italiener sind. Wie bereit sie sind, kräftig zu arbeiten, um Schwierigkeiten zu überwinden und Probleme zu lösen. Wir sind davon überzeugt, dass es hier bald wieder alles wieder gut sein wird. Man brauchte diese Pause, um sich zu erholen, zu entspannen, sich zu reginerieren und mit neuen Kräften alles neu anzufangen. Wie der Phönix, und wir wünschen Erfolg und viel Kraft  dabei. 


Besten Dank für alle beteiligten Personen, die uns geholfen haben, diesen Artikel vorzubereiten. Es ist bei uns schon zur Tradition geworden, dass wir bei Abschied von Venedig eine Münze in den Grand Kanal werfen. In der Hoffnung, dass wir auf jeden Fall hierher wieder kommen.  

Text und Foto: Svetlana Reinwarth, Düsseldorfer Blatt

Veröffentlicht am 10.08.2020